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Das historische Rathaus

der Stadt Dettelbach

Mit großer Wahrscheinlichkeit gab es schon im hohen Mittelalter ein Rathaus in Dettelbach. Im ältesten Gerichtsprotokoll von 1460 findet man immer wieder Floskeln wie: „…von alters her“ oder: „…wie in dem alten Buch geschrieben steht“ was auf eine lange Tradition des Gerichts und eine funktionierende Verwaltung hindeutet.

 

Auch Analysen der Holzsäulen im 1. Obergeschoss haben ergeben, dass das Holz 1388 geschlagen wurde. Ein Schlussstein von 1402 im Erker scheint ebenso authentisch zu sein und lässt uns davon ausgehen, dass zwischen 1388 und 1402 bereits ein Rathaus in Dettelbach errichtet wurde. Den Standort können wir nur vermuten, doch ist es wahrscheinlich dass dieses in unmittelbarer Nähe des alten Burgbergs am heutigen Marktplatz verortet sein könnte.

 

1484 erhob Fürstbischof Rudolf von Scherenberg das Dorf Dettelbach zur Stadt. Das blieb nicht ohne sichtbare Wirkung! In Dettelbach begann das, was man heute wohl als „Bauboom“ bezeichnen würde. Die Stadtbefestigung und etliche Fachwerkhäuser entstanden. Das alte, gotische Rathaus wurde abgebrochen und ein neues noch prachtvolleres erbaut.

1512 nach nahezu 30 Jahren Bauzeit wurde das mächtige Gebäude fertig gestellt.

 

Mit einer Gesamthöhe von 25 Metern (den Glockenturm mitgerechnet) und einem Grundrissmaß von 23 x 15,5 m über 3 Etagen (das ergibt mehr als 1000 qm Nutzfläche!) ist das Rathaus von Dettelbach ein für seine Zeit beeindruckendes Bauwerk! Bemerkenswert ist auch die Tatsache, dass das Gebäude komplett als Steinbau errichtet wurde – eigentlich ein Privileg des Adels. Die Bürger nahmen zu dieser Zeit mit der einfachen und kostengünstigeren Fachwerkbauweise vorlieb. Wenn man dazu noch bedenkt, dass die Südseite in alter Zeit mit Malereien dekoriert war, wird die Pracht noch deutlicher.

Die Doppelläufige Freitreppe endet in der „Verkündhalle“, von der aus Gerichtsurteile, Verordnungen und Vorschriftauen ausgerufen – verkündet – werden konnten. Von dort führt eine Tür in den großen Festsaal. Im Hohlraum unter der Freitreppe befand sich das vergitterte „Narrenhaus“ mit zwei Arrestzellen. Krakeeler, Trunkenbolde und ähnliche Störenfriede konnten dort für kurze Zeit eingelocht werden.

Das Erdgeschoss wurde als Markthalle genutzt. Die Dettel, welche unter dem Rathaus hindurch fließt, wurde erst 1844 mit einem Fußgängersteg überbrückt. Somit war die Durchfahrt im Erdgeschoss die wichtigste Verbindung nach Bamberg und Würzburg. Was muss das für ein Treiben gewesen sein!

Im 19. Jhd. wurde die Durchfahrt verbaut und man verband die Säulen um abschließbare Räume zu schaffen. Diese wurden rege und wechselnd genutzt als Feuerwehrgerätehaus, Fleischbank, Wachsstube, Kaufladen. Von 1967 bis 1987 fand die Stadtbücherei dort ihr zu Hause. Nach der Sanierung von 1990 und bis zur Errichtung des KuK, die Touristeninformation. Heute finden Sie eine Dauerausstellung zur legendären Dettelbacher Sternbräu in den historischen Mauern, während die andere Seite bereits seit 1854 eine Treppe in den Festsaal aufweist und als Garderobe und Foyer genutzt wird.

Der große Festsaal überspannt die gesamte Gebäudebreite und weist rd. 350 qm auf. Hier fanden politische Veranstaltungen statt, aber auch die Bürger hatten (und haben!) das Recht ihre privaten Feiern – „Hoch-Zeit“ – dort gegen Gebühr abzuhalten. 1854 wurde der große Saal in kleinere Räume unterteilt. Bis zu Beginn der Renovierung 1987 befanden sich hier Räume der Verwaltung und das Bürgermeisterzimmer. Vorher waren dort vier Klassen der Volksschule untergebracht (eine Schule wurde erst 1954 errichtet).

 

Ein Stockwerk höher gelangt man in den sogenannten „Bürgersaal“. Der Begriff ist nicht ganz richtig, entstand aber, als der eigentliche große Bürgersaal in der ersten Etage verbaut war. Dieser Saal wurde für kleinere Versammlungen  und „offizöse“ Anlässe genutzt. Hier gab es auch um das Jahr 1512 entstandene Wandgemälde, die im Laufe der Jahrhunderte übertüncht wurden und leider nicht mehr restaurierbar sind.

Eine Tür führt von hier in die oberste Etage des Erkers – die Kapelle. Heute (leider?) nicht mehr genutzt, so beteten hier früher die Ratsmitglieder um göttlichen Beistand und die Erleuchtung des heiligen Geistes.

 

Ebenfalls in der zweiten Etage befindet sich das ehemalige Amtszimmer des Bürgermeisters, ursprünglich wohl der Sitz des Schultheißen und seines Schreibers. Dieser Raum ist kostbar komplett holzgetäfelt. Liebevolle Details, wie die kunstvollen, alten Türen mit ihren schmucken Türbeschlägen und Schlössern und die alten Gemälde geben einen einzigartigen und stimmungsvollen Rahmen. Kein Wunder also, dass dieser Raum heute als Trauzimmer der Stadt gerne und oft genutzt wird.

 

Kommen wir zum Schluss zur Vorzeigestube des Rathauses: dem Sitzungssaal!

Seit alters her und bis zum heutigen Tag finden hier die Sitzungen des (Stadt-)Rates statt und entscheiden über die Geschicke unseres geschichtsträchtigen aber doch romantisch und ab und an auch ein wenig verschlafenen Städtchens. Der große Raum ist vom Boden bis zur Decke holzgetäfelt. Die niedrige Rundbogentüre ist mit großer Kunstfertigkeit beschlagen und lässt sich mit einem Riegel von innen verschließen.

Die Gemälde verschiedener Fürstbischöfe blicken streng auf die Stadtratsmitglieder herab und viele Details, wie die Muschelkalksäulen sorgen für ein ehrwürdiges Ambiente.

Der große Schrank aus dem Jahr 1581 enthielt bis zur Renovierung 1987 die wertvollen Bücher des Stadtarchives. Während in alter Zeit der Stadtschreiber wohl im kleineren Schrank, bei seinen Federn und Tintenfass einen kleinen, feinen Weinvorrat beherbergt hat, so entscheiden die Stadtratsmitglieder heute nüchtern.

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